Für jeden Menschen hat Weihnachten eine andere Bedeutung. Ich bin mir sogar sicher – das Weihnachtsgefühl wird beeinflusst von dem Land, in dem man lebt, von der Kultur und sogar vom Wetter…

Vom Wetter? Ganz genau. Seit ich in Europa wohne – es sind nun fast 20 Jahre – freue ich mich immer auf eine weiße Weihnachten. Es ist wie in den Märchen, die ich als kleines Kind im Fernsehen gesehen habe – in meinem Heimatland Kolumbien bei ca. 28 Grad im Schatten. Ich wollte den Schnee immer anfassen und so gern mal probieren, weil ein Mädchen aus meiner Schule erzählt hat, dass er nach Zucker schmeckt. Die wunderbar weiße Farbe des Schnees, der Weihnachtsmann, das „Gemütliche“ – davon habe ich immer geträumt. Als ich all das endlich erleben konnte, war die Überraschung groß – Schnee ist eiskalt, die Tage sind dunkel, die Nächte lang und, und, und… ich muss sicher niemandem erzählen, wie das Wetter hier so ist, oder?

Jetzt, wo ich so weit weg von zu Hause bin, denke ich an unseren kunterbunten Weihnachtsbaum in Kolumbien. Ich denke an die Merengue- und Salsa-Hits im Radio, die an Weihnachten getanzt werden – natürlich erst, nach dem wir in der Kirche und mindestens 20 Mitglieder unserer Familie bei Oma waren. Singen ist ein Muss – dabei interessiert es niemanden, ob man gut oder gar nicht singen kann. Oma will, das gesungen wird, also singen wir, ohne Frage. Tanzen, singen, essen, bunte Lichter, grillen – so ist Weihnachten bei uns in Kolumbien.

Welche Bedeutung Weihnachten nun für mich ganz persönlich hat? Bin ich in Deutschland, so genieße ich an Weihnachten das Gemütliche, die Ruhe und natürlich – wenn es weiße Weihnachten gibt – dass mein ganz persönliches Märchen in Erfüllung geht. Und bin ich in Kolumbien, freue ich mich auf und über meine Oma, die Sonne, das Feiern (manchmal sogar barfuß) in kurzen Hosen und das leckere Essen. Wir sind überall eingeladen und können tausend verschiedene Leckereien probieren. Klar, dass wir nach so einem Fest immer drei bis vier Kilo schwerer nach Deutschland zurückkommen, oder?
Und ja, es ist auch in Kolumbien gemütlich: Mit meinen 10 Cousinen sitze ich dann zusammen und wir erinnern uns, wie wir es als Kinder genossen haben, die Tage der Ferien zusammen zu verbringen. Was haben wir nicht alles Verrücktes angestellt! Wir wurden von der Urgroß-Oma immer erwischt und können uns alle noch gut an die darauf folgenden „Bestrafungen“ erinnern, die wir in Kauf genommen haben – wir waren trotzdem einfach überglücklich.

Weihnachten bedeutet für uns aber auch vor allem: Helfen! Ob wir nun in Kolumbien oder im fernen Deutschland feiern – wir helfen Kindern über verschiedene Projekte wie bspw. mit der Übernahme von Schulgebühren oder der Unterstützung einer kleinen Farm, in der Kinder lernen, verschiedene Aufgaben verantwortungsvoll zu übernehmen. So werden sie selbständig und lernen, sich selbst zu versorgen. Das ist auch der Grund, warum Sie von uns keine Weihnachtskarte, Weinflasche, Schokolade oder Sonstiges bekommen. Wir investieren in die Zukunft der Kinder und wollen so Stück für Stück die Welt verbessern!

Wie Weihnachten für Sie ganz persönliches aussieht, was es Ihnen bedeutet, wissen wir nicht. Wir wünschen Ihnen aber viele besondere, schöne Momente, die einen Platz in der wunderbaren Erinnerungskiste in Ihrem Herz, Ihrem Kopf finden.

Ganz liebe Grüße von Frau González alias Frau Grafica

und dem Rest meiner Gemeinschaft.